TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Donnerstag, 5. Januar 2012

Der Friedensnobelpreisträger.

Vorgestern fand in Iowa der erste Caucus der US-Republikaner statt, bei dem der Mormone und Multimillionär Romney mit gerade mal acht Stimmen Vorsprung vor Santorum und Paul siegte.
Die anschließenden Statements vor der Kamera waren derart hanebüchen und hasserfüllt, daß ich Stoßgebete für Obama in den Himmel geschickt hätte - wenn ich denn gläubig wäre.

Mittlerweile habe ich den Eindruck, daß die verbliebenen sechs Kandidaten (IQ-Knallerbse Bachmann hat hingeworfen) physisch nicht in der Lage sind einen wahren Satz zu sprechen.

Dagegen ist ja selbst Christian Wulff ein ehrlicher Mann!

Man fühlt sich an die täglichen Meldungen des Right Wing Watch-Blogs erinnert.

Aus dem Lager Rick Perrys kommen Stimmen, die erklären schwule Christen öffneten dem Satan Tür und Tor; wer (wie Obama) für eine Art legalisierte gleichgeschlechtliche Ehe eintrete, stamme aus der Hölle.

The International House of Prayer’s Mike Bickle, who emceed Rick Perry’s prayer rally The Response, claims that Christians who are gay are opening themselves up to attacks from Satan. Bickle, who is best known for claiming that Oprah Winfrey is the harbinger of the Antichrist and arguing that the “gay marriage agenda” is “rooted in the depths of Hell”
(Mike Bickle)

Tony Perkins, Sprecher des Family Research Council erklärt Amerika habe keine Zukunft mehr, wenn Obama wiedergewählt würde.

This is an election that I think doesn’t so much define our future but I would have to say determines whether or not we have a future as a country.
[…] we have an administration that is moving this nation not slowly but rapidly down the path of moral and fiscal bankruptcy.
(Perkins)

Pat Robertson, früherer Republikanischer Kandidat, hatte den Vorzug direkt mit Gott zu sprechen und eine Nachricht von “ihm” aufzuschreiben.
Gott persönlich hatte nämlich den Drang unmissverständlich klar zu stellen, daß er Obama nicht leiden kann.

Your country will be torn apart by internal stress, a house divided cannot stand. Your president holds a radical view of the direction of your country which is at odds with the majority, expect chaos and paralysis. Your president holds a view that is at odds with the majority, it’s a radical view of the future of this country, so that’s why we’re having this division. This is a spiritual battle which can only be won by overwhelming prayer. The future of the world is at stake because if America falls, there’s no longer a strong champion of freedom and a champion of the oppressed of the world. There must be an urgent call to prayer. The Lord said, a time of maximum stress and peril, greater than at any time since the CBN ministry began. This country will begin disintegrating.
(Pat Robertson)

Die beiden Christenaktivisten Matt Barber (Liberty Counsel) und Paul Blair erklärten in einer Radiotalkshow bei Peter LaBarbera, daß unter Obama eine “satanisch-kommunistische Homosexuellen-Verschwörung” die Übernahme Amerikas eingeleitet habe.

LaBarbera criticized Secretary of State Hillary Clinton for using “homosexualist semantics” in her speech defending the human rights and dignity of the LGBT community, and went on to commend countries with severe laws that punish gays and lesbians and face of American pressure to decriminalize homosexuality. Blair said that the communists are trying to “inculcate homosexual values, or lack of values, into the American culture” in order “to destroy the family” and create “a global utopia.” Barber readily agreed with Blair and said those “trying to impose a globalist, communist structure” are using the gay rights movement as a “polar ice cutter,” arguing that “homosexual activism, undermining the Judeo-Christian sexual ethic and doing away with it, that is the ice breaker that breaks the ice so that the bigger communist ships and the redistributionist ships” can take hold: Referencing Family Research Council senior fellow Peter Sprigg’s condemnation of the LGBT rights directive, LaBarbera warned that we have “now become a force for evil in the world,” and Blair, once again, said that Satan is the source and “ultimate conspirator” behind “the force of communism, the force of the radical homosexual agenda, the secularist movement in America”
(RWW 30.12.11)

David Noebel, Gründer des “Summit Ministries” schließlich, hat erkannt, daß Obama einem “radikal-schwul-mafiösen Pan” verfolge um die ganze Welt zu sodomisieren.

Obama and his radical homosexual mafia plan to sodomize the world and make such perversion seem as wholesome as apple pie and vanilla ice cream. In reality, such perversion cannot be printed in a family publication or broadcast on any FCC regulated TV or radio stations.
(David Noebel 29.12.11)

Wie bitte schön, sollte man sich als in Amerika Wahlberechtigter angesichts dieser völlig irren rechten Republikaner NICHT wünschen, daß Obama die nächste Wahl gewinnt?

Ja, ich bin für Obama!

Obama ist immerhin Friedensnobelpreisträger.

Das merkt man zum Beispiel daran, daß er der (angeblichen) nuklearen Bedrohung durch den Iran (nur Amerikas Freunde dürfen Atomwaffen haben) dadurch begegnet, daß er eine noch nie dagewesene Aufrüstung im Nahen Osten durchführt.
Allein das Steinzeit-islamische Saudi Arabien wird in den nächsten Jahren amerikanische Rüstungsgüter im Wert von 30 Milliarden Dollar importieren.

Die USA liefern 84 Kampfbomber der Firma Boeing vom Typ F15, teilte das Weiße Haus mit. Dabei handelt es sich um einen der weltweit modernsten Kampfjets. Außerdem sollen 70 Maschinen der saudischen Luftwaffe modernisiert werden. Hinzu kämen noch die Lieferung von Munition, Ersatzteilen sowie Training und Wartung, sagte ein Sprecher des US-Präsidenten Barack Obama.
Der Auftrag werde in den USA mehr als 50.000 Arbeitsplätze sichern und der US-Wirtschaft pro Jahr einen Schub von 3,5 Milliarden Dollar geben, teilte das Weiße Haus mit. Die Vereinbarung sei ein Zeichen dafür, dass die USA auf ein starkes saudisches Militär in der Region setzten. Das sei "eine Schlüsselkomponente zur regionalen Sicherheit".
(ZEIT 29.12.2011)

Auch für Bahrain, wo eine antidemokratische Monarchie das eigene Volk massakriert, hat der Friedensnobelpreisträger eine tolle Lösung, von der der renommierte Journalist Nicholas D. Kristof von der der New York Times berichtet:

Präsident Barack Obama steht kurz vor der Entscheidung über eine Waffenlieferung im Wert von 53 Millionen US-Dollar an einen engen Verbündeten, das despotische al-Khalifa-Regime Bahrains. In Bahrain befindet sich der wichtigste US-Marinestützpunkt in der Region, und aus der amerikanischen Interessenperspektive handelt es sich bei dem nahöstlichen Königreich um ein moderates Bollwerk gegen den Iran. Selbst gegen absolut friedliche Proteste gehen die bahrainischen Sicherheitskräfte mit Tränengas vor - mit aus den USA importiertem Tränengas, wie Kristof anmerkt.
(NYT 17.12.2011)

Für den lästigen, geerbten Krieg in Afghanistan hat sich der Friedensnobelpreisträger auch eine praktische Lösung erarbeitet.
Jeder, der auch nur den Anschein macht irgendwie radikalislamisch zu sein, wird durch Drohnen getötet. Spart Gerichtsverfahren.
Während George W. Bush in den ersten Kriegsjahren (2003-2007) durchschnittlich nur je drei Drohnenangriffe auf Pakistan fliegen ließ, steigerte Obama die Zahl auf 128 im Jahr 2010 und 64 im ersten Halbjahr 2011.
Dementsprechend stieg auch die Anzahl der Getöteten.
2004: 8, 2005: 15,…, 2009: 560 Tote, 2010: 909 Tote.

Dass Drohnen auch noch vergleichsweise billig sind, macht die Fluggeräte bei den Amerikanern so beliebt. Mehr als 2300 Menschen haben die USA bereits mit Drohnenschlägen exekutiert, vornehmlich bei der Jagd auf Taliban, die sich im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan versteckt halten. Aber auch der Qaida-Verbündete Anwar al-Awlaki, ein gebürtiger Amerikaner, wurde - ohne dass ihn ein Gericht verurteilt hätte - mit einer Fernlenkwaffe hingerichtet. Zaloga weist auf eine Tabelle mit Budgetzahlen des Pentagon: 2002 haben US-Militärs für Drohnen rund 550 Millionen Dollar ausgegeben, 2011 waren es fast fünf Milliarden.
[…] Eingesetzt haben die USA die Waffen in immer kürzeren Abständen. Vor allem in Vizepräsident Joe Biden haben sie einen wirkungsvollen Advokaten. Er war es, der seinen Chef drängte, den Krieg in Afghanistan zu beenden und den Kampf gegen die Taliban mit Drohnenschlägen auf ihre Verstecke in Pakistan zu führen. So lässt der Friedensnobelpreisträger Barack Obama inzwischen durchschnittlich jeden vierten Tag eine raketenbestückte Drohne aufsteigen, Vorgänger George W. Bush schickte dagegen nur an jedem 47. Tag eine Drohne los. Obama hat Gefallen am Krieg per Fernsteuerung gefunden, er bringt schnellere Ergebnisse und ist unkomplizierter als jedes Guantanamo-Verfahren.
[…] Der amerikanische Terrorexperte Peter Bergen hat ausgerechnet, dass in Pakistan Drohnen siebenmal so viele Mitläufer töteten wie hochkarätige Terroristen. 20 Prozent der Getöteten sollen dort Schätzungen zufolge Zivilisten sein, aller Präzisionsfernsteuerung zum Trotz. Doch für Obama sind die Drohnen Wunderwaffen, mit denen sich der Sieg im "Krieg gegen den Terror" herbeibomben lässt, der seinem Vorgänger verwehrt blieb. "Obama könnte abhängig von ihnen werden", fürchtet Kolumnist Ignatius - und sich noch mächtig wundern, wenn das Exportgeschäft und die Geschäfte der Konkurrenz richtig in Gang kommen.

(DER SPIEGEL 42/2011)

Man darf auf das Geschrei in Washington gespannt sein, wenn andere Nationen auch nach modernen Kampfdrohnen greifen.
Der Iran experimentiert bereits daran, aber die persischen „Botschafter des Todes“ gelten noch als unzuverlässig.

Und zum Schluß noch ein Wort zu den Menschenrechten.

Diesbezüglich ist der Friedensnobelpreisträger Obama, der sich doch nicht entschließend konnte das Folterlager Gitmo zu schließen auch „flexibel“; er „hat seine Unterschrift unter ein Gesetz geleistet, das es erlaubt, ohne Kläger oder Richter jedweden Terrorverdächtigen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag in den Kerker zu werfen.“

Christian Wernicke nennt es zu recht „Sündenfall“:

Barack Obama ist einen langen Weg gegangen. Und einen elenden dazu: Jener Präsident, der nach Jahren des Anti-Terror-Kriegs aufgebrochen war, Amerikas ruinierten Leumund in der Welt zu erneuern und seine Bürgerfreiheiten im Innern zu stärken, ist nun an einem moralischen Tiefpunkt angelangt.
[…] Und das neue Anti-Terror-Gesetz, das der Kongress zu Beginn des Wahljahres dem Präsidenten aufgenötigt hat, geht noch weiter. Die neuen Paragraphen drohen Amerikas Schandlager in Guantanamo zu verewigen. Schlimmer noch, die Regelungen könnten sogar erzwingen, dass demnächst wieder neue 'feindliche Kämpfer' in den Militärstützpunkt auf Kuba gebracht werden.
(Süddeutsche Zeitung, 04. Januar 2012)

Auch wenn kein Perry oder Santorum oder Gingrich ins Weiße Haus einziehen sollte - das Erbe Cheneys ist auch bei Obama in guten Händen.

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