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Dienstag, 20. Dezember 2011

Hypokrit.

Wenn man sich in amerikanischen Online-Polit-Diskussionsforen rumtreibt und nicht so sicher in der Sprache ist, muß man als erstes das Wort „hypocrite“ lernen.
Heuchler/Heuchlerin. Heuchelei = hypocrisy.

Amerikaner scheinen einen großen Hang zur Heuchelei zu haben. Die prüde Nation der Puritaner, welche der mit Abstand größte Pornoproduzent der Erde ist.

Der Präsident, der immer von „Freedom“ redete und seinem Volk erklärte, Al Kaida möge Amerika nicht "because they hate freedom“ beschäftigte sich intensiv damit die Freiheit zu beschneiden möglichst abzuschaffen; Stichwort „PATRIOT act“.

Der Hauptankläger Clintons während der „Lewinsky-Affäre“ betrog selbst seine krebskranke Frau. Inzwischen ist Newt Gingrich das dritte Mal verheiratet und zum Katholizismus konvertiert.

Gingrich ist auch der hardcore-Republikaner, der ganz auf Parteilinie staatliche Hilfen für die Hypothekenbank Freddie Mac in Grund und Boden verdammt.
Off camera hat er aber 1,6 Millionen Dollar Beraterhonorar von Freddie Mac einkassiert, was selbst Konservative als Hochleistungsheuchelei brandmarken.

Newt Gingrich should donate ALL of his Freddie Mac profits to homeless vets, not spend it on his Tiffany's account. Ron Paul was absolutely right when he attacked Gingrich for serial hypocrisy. Newt should either give up the money or give up the campaign.
[…] Newt Gingrich should not keep one penny of his Freddie Mac profits. If he does, he should drop out of the race.
(Brent Budowsky - 12/16/11)

Auf demokratischer Seite machte sich 2004 und 2008 North Carolinas Senator John Edwards als Präsidentschaftskandidat stark.
Edwards war so ein hochmoralischer Mensch, daß er stets wie ein Methodisten-Prediger klang. Seine krebskranke Frau Elizabeth schloß Edwards Moral aber nicht ein, stattdessen schwängerte er 2008 eine „Schauspielerin“ namens Rielle Hunter.

Wenn eine Michele Bachmann mit irrem Blick gegen staatliche Subventionen wettert, die sofort abgeschafft gehörten, ist es schon fast sicher, daß ihre Familie (die elterliche Farm und die „pray-away-the-gay“-Klink ihres Mannes) ordentlich Subventionen kassieren.

Und dann die Anti-gay-Aktivisten.

In der Praxis halten sich die stramm rechten Prediger und US-Politiker nicht immer so ganz an diese Linie. Rechter Sex eben.

Da gab es den Abgeordneten Mark Foley, der männlichen Pagen schlüpfrige Pimmel-E-Mails sandte, Bob Allen, republikanischer Abgeordneter in Florida, der bei der Bitte nach Oralsex versehentlich an einen Polizisten geriet und James Guckert alias Jeff Gannon, der einen "Begleit-Service" für Männer betrieb und vom Weißen Haus einen Presseausweis bekam, weil er immer so nette Fragen an George W. Bush stellte. Glenn Murphy Jr., der Vorsitzende der GOP-Jugendorganisation Young Republicans, trat von allen Ämtern zurück, nachdem er einen 22-jährigen Mann sexuell genötigt hatte. Senator David Vitter aus Louisiana steht auf der Kundenliste der Washington Madam, des bekanntesten Bordells in Washington. In South Carolina musste der Staatspolitiker Thomas Ravenel als Wahlkampfleiter des republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain zurücktreten, nachdem er offenbar Kokain geschnupft hatte. In North Carolina erwischte die Polizei im Juni den republikanischen Kirchenmann und Sittenwächter Coy Privette einer Prostituierten.
"Als die Nachricht von Senator Craig die Runde machte, forderten manche Republikaner seinen Rücktritt — andere wollten seine Telefonummer haben", spottete der Late-Night-Talker Dave Letterman.
Der einzige Republikaner, der wenigstens bloß gegenüber Frauen anzüglich wird, ist Arnold Schwarzenegger.

Auch da ist es an der Tagesordnung, daß diejenigen, die am lautesten die Homoperversion verdammen und durch die same-sex-marriage den Untergang des Abendlandes eingeleitet sehen, sofort nach Abschalten der Kameras ihre schwulen Callboys anrufen, um mit ihnen Koks-Sex-Orgien zu veranstalten (Ted Haggard) oder wie Senator Craig auf Flughafentoiletten andere Männer molestieren.

Hypocrisy all überall.
Dabei könnte man sich all den Ärger sparen, wenn man nicht immer von anderen genau das Gegenteil dessen verlangen würde, was man selbst tut.

Heuchelei ist der böse Bruder der Glaubwürdigkeit. Die geht dann nämlich flöten.

Was könnte die RKK für ein sympathischer Verein sein, wenn sie einfach offensiv das Offensichtliche vertreten würde.
Unsere Mönche sind alles warme Brüder und der Petersdom ist das gay paradise - man sieht es ja an den ganzen Transen in ihren bunten Kleidern.
Heute mag doch jeder Schwule und Dragqueens sind große Stars.
Man würde den Hut vor der RKK ziehen wollen.
Aber nun ausgerechnet die größte transnationale Schwulenvereinigung der Welt als „homofrei“ zu erklären und wie Ratzinger es angeordnet hat, grundsätzlich keine Schwulen zum Priesteramt zuzulassen, ist natürlich Gift für die Glaubwürdigkeit.

Übrigens, Prof Uta Ranke-Heinemann hielt ihren Kommilitonen Joseph Ratzinger, den sie 1953 kennengelernt hatte, früher immer für asexuell.
Diese Meinung hat sie aber offensichtlich geändert.

Wir mussten die fertige Doktorarbeit zusammenfassen in Thesen. Und die Thesen musste man ins Lateinische übersetzen. Und ich dachte, hm, das könnte ich mit einem Kommilitonen zusammen machen. Da war zum Beispiel ein Franziskaner, der grüßte mich morgens immer so freundlich. Nein dachte ich, für mich als Verlobte ist das nichts. Das war mir zu gefährlich, in diesen riesigen Hörsälen, die abends immer leer und dunkel waren. Und wenn wir dann zu zweit da sitzen, könnte er mir einen Kuss auf die Backe knallen. Also nein! Und so bin ich dann fündig geworden: Ratzinger. Er hatte schon immer die Aura eines Kardinals, hochbegabt, bei gleichzeitiger Abwesenheit jeglicher Erotik. So war es dann auch. Er war das reine Latein. Wobei ich sagen muss, dass ich ihn für absolut asexuell gehalten habe. Jetzt habe ich Fotos von ihm gesammelt. Es gibt ein Foto mit Tarcisio Bertone, seinem neuen Staatssekretär, darauf überreicht er ihm irgendetwas. Und er blickt ihn so an, und ich dachte .... na, verstehen Sie, was ich dachte?
(U. R-H. 20.12.11)



Aber nun haben wir ja einen weiteren deutschen Meisterheuchler, Christian Wulff.

Der Mann, der es geschafft hat 50 Jahre alt zu werden, ohne die geringste politische Leistung oder Initiative erbracht zu haben.
Der sich hinter den Kulissen bei jedem über sein geringes Gehalt beklagt (derzeit gute € 200.000 im Jahr).
Der Mann, der geradezu manisch versucht aus seinen Verbindungen einen finanziellen Vorteil zu ziehen.

Als Lebemann à la Strauß in den 1970ern, der auch mal Fünfe gerade sein läßt, würde man ihm schon eher durchgehen lassen, sich jeden zweiten Urlaub von seinen steinreichen Freunden bezahlen zu lassen.

Aber nun fällt Wulff so einiges auf die Füße, was ER SELBST mit dem Pathos der Empörung von sich gegeben hatte, wenn Sozis sich kleine Fehltritte leisteten.

Schon als lediglich Gerüchte auftauchten MP Glogowski könnte einen kostenlosen Urlaub verbracht haben, nölte Wulff los. Er sprach von einer "Verflechtung und Verfilzung", die dringend aufgeklärt werden müsse.

"Mit dem Amt des Ministerpräsidenten nicht vereinbar"
Man erinnert sich nun wieder daran, dass Christian Wulff die Dinge einmal selbst ganz anders bewertet hat. 1999, Wulff war damals Oppositionsführer in Hannover, Niedersachsens Ministerpräsident hieß Gerhard Glogowski, ein SPD-Mann. Glogowski stand unter Druck. Medien hatten berichtet, Glogowski habe Urlaub auf Kosten des Reiseunternehmens TUI gemacht, das in der Landeshauptstadt ihren Firmensitz hat. Es war noch nichts bewiesen, da machte Wulff seinem Widersacher schon schwere Vorwürfe. Solch eine Vorteilsannahme sei „mit dem Amt des Ministerpräsidenten nicht vereinbar“. Glogowski verliere seine Unabhängigkeit und damit seine politische Handlungsfähigkeit. Wenig später musste Glogowski als Regierungschef zurücktreten.
(Welt.de 13.12.11)

Das reichte Wulff aber nicht, er wollte einen Untersuchungsausschuss, denn "der Schein von Abhängigkeiten" sei "ein Problem für die Würde des Amtes", erklärte Wulff damals laut "Hannoverscher Allgemeinen Zeitung".

Durch die Zuwendungen privater Firmen zur Hochzeitsfeier Glogowskis sei der "Schein von Abhängigkeit und der Eindruck entstanden, der Ministerpräsident sei ein Werbeträger", kritisierte der damalige niedersächsische CDU-Chef [Christian Wulff].
(Spon 20.12.11)

Jener Wulff, der 1988 seine erste Hochzeit von Millionär Geerkens in dessen Osnabrücker Luxus-Penthouse ausrichten ließ.

Noch heftiger zeterte Wulff gegen Amtsvorgänger Rau. Er „leide physisch darunter, dass wir keinen unbefangenen Bundespräsidenten haben."

Im Jahr 2000 ging Wulff den damaligen Bundespräsidenten an. Johannes Rau stand wegen einer Flugaffäre unter Druck. Nachdem erneut Vorwürfe gegen Rau bekannt geworden waren, forderte der CDU-Politiker dessen Rücktritt. Wulff erklärte damals im "Focus", die SPD solle "Johannes Rau zurückziehen". Damit attackierte er den Präsidenten weit schärfer als seine Parteifreunde, die sich eher zurückhielten, um das Amt nicht zu beschädigen. Wulff ruderte zurück, nachdem sich andere Unions-Politiker von seiner Rücktrittsforderung distanziert hatten.
[…] Zugleich betonte er aber, dass "wir gerade jetzt einen unbefangenen Bundespräsidenten" bräuchten und "ihn gegenwärtig nicht zur Verfügung haben".
(Tagesschau 20.12.11)

Mit der Wahrheit nimmt es Präsident Wulff nicht so genau, wie wir spätestens jetzt alle wissen.

Den Niedersächsischen Landtag hatte er angelogen.
Da passt es ja gut, daß sein Freund Maschmeyer im Jahr 2007 zur Landtagswahl das Wulff-Buch „Besser die Wahrheit“ mit einer 40.000-Euro-Anzeige bewarb.
Das findet Christian Wulff auch heute noch völlig kritikunwürdig.
Jeder darf doch Anzeigen für CDU-Politiker bezahlen!
Anders sieht es aus, wenn DERSELBE Maschmeyer eine Pro-SPD-Anzeige aufgibt.
Wulff verlor nämlich die Wahl von 1998 krachend und tobte nur einen Tag später im Niedersächsischem Landtag theatralisch klagend "Wer war das?", während er die Maschmeyerische Pro-Schröder-Anzeige in die Kameras hielt.

Christian Wulff, der Osnabrücker vom Stamme Nimm, rafft von Krediten, Werbenazeigen, sechs Luxusurlauben für lau bis hin zu kostenlosen Flug-upgrades alles an sich, das er kriegen kann.
Aber wehe ein anderer wagt Ähnliches!!!

Zu Gerhard Schröders Engagement bei Gazprom
2006 wurde bekannt, dass Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) einen Posten bei dem russischen Konzern Gazprom annehmen würde und eine Bürgschaft der Bundesregierung mit Gazprom noch während Schröders Amtszeit abgeschlossen wurde. Unter den besonders Empörten war auch der damalige niedersächsische Ministerpräsident Wulff. "Alle Umstände, die dazu geführt haben, müssen restlos aufgeklärt werden." Mitgliedern der Bundesregierung müsse es untersagt sein, kurz nach Amtsende eine Tätigkeit bei einem Unternehmen aufzunehmen, mit dem sie während ihrer Amtszeit zu tun hatten. Zu Schröders wirtschaftlichem Engagement sagte Wulff: "Es muss der Anschein vermieden werden, dass es Interessenkollisionen gibt."


Zu Ulla Schmidts Dienstwagen-Affäre.
Vor zwei Jahren musste sich die damalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) wegen ihres Dienstwagengebrauchs an ihrem Ferienort rechtfertigen. Wulff brachte es damals auf die Formel: "Was privat ist, muss privat gezahlt werden."
(Spon 20.12.11)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist Vorzeigejournalismus - exzellent!

Tammo Oxhoft hat gesagt…

.................
mir fehlen die Worte.
Ist heute schon Weihnachten?

Danke

LGT