TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Mittwoch, 10. August 2011

Auf dem rechten Auge blöd.

Wenn die Abgehängten und Verarmten unserer Gesellschaften ihrem Frust riotig Luft machen (und das erleben wir nicht nur jetzt in London, nein es gärte auch in Tel Aviv, Athen, L.A. und Paris) dann wird gerne martialisch durchgegriffen.

Premier Cameron wählte am Mittwoch harte Worte. Einige Teile der Gesellschaft seien "schlicht und einfach krank". […] "Wir mussten den Kampf aufnehmen, und der Kampf ist im Gange." […] Der britische Premier drohte am Mittwoch erstmals mit dem Einsatz von Wasserwerfern und sagte, der "Gegenschlag" sei bereits im Gange. […] Er werde nicht zulassen, dass sich auf britischen Straßen eine "Kultur der Angst" breitmache. Die Regierung erlaubte den Einsatz von Wasserwerfern, die bislang nur bei den Unruhen in Nordirland zum Einsatz kamen. Es gebe neue Notfallpläne, nach denen Wasserwerfer innerhalb von 24 Stunden einsatzbereit seien, sagte Cameron. Auch Gummigeschosse seien erlaubt.
(rp-online.de 10.08.11)


Das ist schon ein Ding.
Während CSU-Politiker die ohnehin von Verfassungsschutz beobachtete, in zwei Bundesländern regierende LINKE verbieten lassen wollen, sind extrem gewaltverherrlichende, menschenfeindlich hetzende Organisationen wie Kreuznet, PI und Altermedia noch nicht mal auf dem Radar der Schlapphüte.

Die tödliche Gewalt, die diese braune Pest mehr und mehr ausübt trifft allerdings „nur“ Menschen, die arm, behindert, schwul, links, schwarz, Ausländer oder gleich mehreres davon sind.

Dagegen ist die Gesellschaft weitgehend abgestumpft.

Lange sind die Zeiten vorbei, als wir über Brandanschläge wie die von Mölln, Solingen, Hoyerswerda und Rostock so entsetzt waren, daß wir uns zu Hunderttausenden auf der Straße zu Gegendemonstrationen trafen.

Es gibt schließlich Schlimmeres. Wenn nämlich zum Beispiel in den guten Stadtvierteln teure Mercedes-Limousinen in Brand gesetzt werden.
Dann ist der öffentliche Aufschrei groß und die Polizei schiebt Sonderschichten.

Glücklicherweise ist der parlamentarische Arm des braunen Abschaums so unterbelichtet, daß er sich in der Öffentlichkeit vollständig blamiert.



Glücklicherweise bleibt es dann oft bei einer Legislaturperiode.



Legendär sind die dümmlichen Aussetzer der Pastörs-Truppe im Schweriner Landtag.
Mehrere Monate brauchten die Sumpfbirnen des Nordens bis sie das Klo des Landtags fanden.



Nach derzeitigen Umfragen werden sie in vier Wochen nicht wieder in das Parlament MeckPomms einziehen.



Die Skinhead-Szene hingegen ist etwas schwerer außer Gefecht zu setzen, obwohl sie natürlich sogar noch erheblich verblödeter als die Nazi-Abgeordneten ist.
Dafür treten sie aber geballt auf und schlagen erst zu, bevor sie sich ein Argument anhören.

Eine schöne Aktion gelang allerdings der Neonazi-Aussteiger-Initiative 'Exit'.
Auf intelligente Weise brachten sie ihre Ausstiegs-Angebote an eine 600-Mann starke Horde brauner Hautköpfe, die sich bei einem Neonazi-Konzert der NPD im thüringischen Gera zusammengerottet hatten.

Die gemeinnützige Berliner Initiative [EXIT] hatte dem Landesverband der […NPD] kurz vor dessen Konzert zwei Pakete mit 250 T-Shirts geschickt, getarnt als Kleiderspende eines fiktiven Nationalisten. Die 'T-Hemden', wie sie im nationaldeutschen Jargon heißen, sahen auf den ersten Blick szenetypisch aus, mit einem aufgedruckten weißen Totenkopf und dem Schriftzug: 'Hardcore Rebellen - National und Frei'. Und sie wurden entsprechend freudig verteilt.
(SZ 10.08.2011)

Darunter befand sich ein nichtabwaschbarer Aufdruck mit der Botschaft „Was dein T-Shirt kann, kannst Du auch – Wir helfen Dir Dich vom Rechtsextremismus zu lösen“ und den EXIT Kontaktdaten. Der Clou: erst beim Waschen in der Waschmaschine kam die wahre Botschaft zum Vorschein.
[…] Bernd Wagner der Gründer von EXIT-Deutschland sagt zu dieser Aktion: „Mit den T-Shirts wollten wir unser Angebot in der Szene bekannter machen und vor allem die jungen und noch nicht so gefestigten Rechtsextremen ansprechen“. Dass das geklappt hat, zeigten die Kommentare auf der mittlerweile nicht mehr erreichbaren Facebook-Seite. Der User „Arno Nymer“ schrieb beispielsweise: „aber man muss ihnen anrechnen das se manchma auf gute ideen kommen;)“.
(exit-deutschland.de)

Eine schöne Geschichte, die natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, solange Barings, Broders und Sarrazins als vermeidliche Experten von Talkshow zu Talkshow ziehen und dort ihre angebräunte Sicht der Dinge unter das große TV-Publikum streuen können.

Die Gefahr durch rechtsextreme Gewalt steigt insbesondere dadurch an, daß sich immer wieder „normale“ Politiker der großen Parteien öffentlich so äußern, daß es die Nazis als Bestätigung ihrer Thesen verstehen.

Merkel ist in ihrer scheinbar unschuldigen Bräsigkeit eine Wiederholungstäterin der brauen PR.
Sie führte als CDU-Generalin die Hessische „Wo-kann-man-hier-gegen-Ausländer-unterschreiben?“-Kampagne durch, faselte immer wieder faktenwidrig von der „jüdisch-christlichen Leitkultur“, die es zu beachten gelte und scheute noch nicht mal davor zurück grob lügend „die Griechen“ (welche in Wahrheit eine viel längerer Jahresarbeitszeit als Deutsche haben) als arbeitsfaule Dauerurlauber abzustempeln.

Ekelhaft und unverzeihlich sind Ausflüge in braune Medien, wie Kreuznets liebstes Hetz-Organ „Junge Freiheit“, die Ex-CSU-Generalsekretär Goppel sogar zum Jubiläum bejubelte.

Die Grenzen zwischen konservativen Parteien und volksverhetzenden rechtsextremistischen Parteien verwischen immer mehr.
In Holland und Dänemark regieren die Nazis de facto mit.

Noch schlimmer war es 2000 in Österreich, als Wolfgang Schüssel, der Parteichef von Angela Merkels Schwesterpartei ÖVP, sich von der bisherigen großen Koalition abwendete und trotz massiver Widerstände eine Regierung mit der braunen FPÖ bildete.

Die CDU hockte dennoch weiter in einer Fraktionsgemeinschaft mit der ÖVP im EU-Parlament.

Schüssel bildete gleich zwei Koalitionen mit Haiders Braunen.
Nach vorgezogenen Neuwahlen im Jahr 2002 zerrte er wieder die FPÖ in sein Bettchen und blieb bis 2007 Österreichischer Bundeskanzler.

Die deutsche CDU störte es nicht. Im selben Jahr erhielt Schüssel hohe deutsche Auszeichnungen; die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg und den Bayerischen Verdienstorden.

Inzwischen ist Haider tot, der Bundeskanzler ist mit Werner Faymann wieder ein Sozialdemokrat und die FPÖ rödelt immer noch am ganz rechten Rand umher.

In Österreich verbreitet eine Facebook-Gruppe mit dem programmatischen Titel 'Türkei nicht in die EU' menschenverachtende Parolen. Da wird zum 'Abschlachten' von Muslimen aufgerufen, der 'Bombenregen auf islamischen Boden' und Giftgas werden als probate Mittel angepriesen, um Europa vor vermeintlicher 'Überfremdung' zu bewahren. Solche Vernichtungsphantasien, den Parolen des NS-Regimes verwandt, sind führenden Mitgliedern der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) nicht prekär genug, um sie davon abzuhalten, bei dieser Internetgruppe dabei zu sein. Der FPÖ-Vorsitzende Heinz-Christian Strache firmierte gar als einer von drei Administratoren der Seite - ohne sein Zutun und Wissen, wie die FPÖ-Führung eilig versichern lässt. Die Administratoren-Position wurde umgehend aufgehoben. Gleichwohl bestreitet niemand, dass Strache und eine ganze Riege führender FPÖ-Mitglieder in dieser Gruppe mitmachen, in der der Gruß '88' als Verschlüsselung von 'Heil Hitler' gang und gäbe ist.
[…] Vor kurzem erst hat sich die Partei eines Tiroler Mitgliedes entledigt, das den norwegischen Massenmord vor wenigen Wochen damit relativierte, dass die Abtreibung in Europa ein viel größeres Verbrechen darstelle, und Muslime bei Attentaten viel mehr Menschen umgebracht hätten als der norwegische Täter. Für die FPÖ sitzt Susanne Winter, ebenfalls Mitglied der kruden Internetplattform, im Wiener Parlament, obwohl sie wegen Volksverhetzung verurteilt wurde.
(SZ 08.08.11)


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