TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Mittwoch, 15. Dezember 2010

Myriaden, Millionen, Milliarden.

Mit diesen ganzen vielen Nullen kennt sich ja kein Mensch mehr aus!
Der Satz fällt oft als flapsige Rechtfertigung, wenn jemand nicht über aktuelle wirtschafts- und finanzpolitische Diskussionen informiert ist.
In der Tat sind die Nullen in letzter Zeit mehr geworden.
Für 750.000.000.000 Euro hat die EU einen Rettungsschirm aufgespannt. Die deutsche Schuldenuhr zeigt im Moment 1.795.000.000.000, also fast 1,8 Billionen Euro an.
Für den Irakkrieg sollen die USA mittlerweile fast 3,5 Billionen Dollar ausgegeben haben - und zwar deutsche Billionen, keine Amerikanischen (1000 US-Billionen = 1 Deutsche Billion).
3.500.000.000.000 $; angeblich 400 - 500 Millionen US-$ PRO TAG (400.000.000 bis 500.000.000) kostet Bushs kleiner privater Krieg, den er bis heute ohne den geringsten Zweifel für richtig hält.

Die Nullen vermehren sich manchmal binnen kürzester Zeit.
So sollte vor ein paar Jahren die Elbphilharmonie in Hamburg; das Prestigeprojekt der Elb-CDU; zunächst maximal 70 Millionen Euro kosten. Nun ist schon von 500 Millionen die Rede.

Wohlfeil.
Dieses Bekenntnis zur Doofheit verurteile ich aufs Schärfste.

Es wird doch wohl noch zu erwarten sein, daß ein erwachsener Mensch bis neun oder zehn zählen kann. Daß er in der Lage ist zwischen sechs Nullen und neun Nullen zu differenzieren.
Eine Millionen und eine Milliarde unterscheiden sich durch den Faktor 1000.
Ja, ich erwarte, daß ein durchschnittlicher Mensch den Unterschied zwischen einer 1-€-Münze und zwei 500-€-Scheinen bemerkt.

Landes- oder Bundespolitiker, insbesondere solche, die sich als Haushaltspolitiker verstehen, sollten tunlichst wissen wie viele Nullen genau die Zahlen beinhalten, mit denen sie hantieren.
Für CDU-Hirne gilt das bedauerlicherweise nicht immer, wie eine meiner Lieblingsgeschichten aus den letzten zehn politischen Jahren in Deutschland beweist.

Im Jahr 2000, zu Zeiten, als in Schleswig Holstein Heide Simonis rot/grün regierte, empörte sich die oppositionelle CDU-Fraktion über die Ausgaben des Kultusministeriums:
Es wären 2,5 MILLIONEN D-MARK für Kleidung und dann auch noch 6,7 MILLIONEN D-MARK für Telephonkosten angefallen – das wären ungeheuerlich hohe Zahlen.
Nach Berechnungen der CDU könnte man dort erheblich einsparen.
Also beantragte die CDU die Mittel auf 2 MILLIONEN D-MARK für Kleidung und auf 5,36 MILLIONEN D-MARK für Telephonieren zu SENKEN.

Heide Simonis soll angeblich vor Lachen vom Stuhl gekippt sein, als sie die Eingabe las – die CDU hatte nämlich ein paar Kommata vertauscht – in Wirklichkeit lagen die Ausgaben der Kulturbehörde in dem Jahr bei 2500 DM für Kleidung und 6700 DM für Telephon.

Da sahen die CDU-Rechenkünstler dann allerdings sehr alt aus – es waren die Haushaltsexperten der Fraktion.

Es ist und bleibt rätselhaft, wie die Schleswig-Holsteiner auf die Idee verfallen konnten die CDU-Laienpolitikertruppe um Landwirt Carstensen an die Regierung zu wählen.
Finanzminister Rainer Wiegard (CDU), der noch nicht mal Abitur hat, sah tatenlos zu, wie die HSH-Nordbank unter seiner Aufsicht eine zehnstellige Summe verspielte; nun ist Schleswig-Holstein pleite.
Kein Grund für den gewohnheitsmäßigen Lügner Carstensen nach seiner Wiederwahl 2009 Polit-Trottel Wiegard nicht erneut zum Finanzminister zu machen.

Ein besonders irrlichterndes Verhältnis zu den großen Zahlen hat auch ein gewisser Herr Mappus, der auf dem Stuhl desjenigen sitzt, den sie einst „das Cleverle“ nannten.

Er präsentiert sich nach der S21-Schlichtung als großer Stromverstaatlicher und kauft EnBW.

Kehrte er soeben noch den Reumütigen heraus, der Großprojekte nie mehr ohne ordentliche Beteiligung der Bürger in Angriff nehmen wollte, kommt er nun sogar ohne ordentliche Beteiligung des Parlaments aus.
(SZ 15.12.10)

Nun, nachdem seine CDU den Atomkonzernen die Lizenz zum Gelddrucken überlassen hat, ist für den dicken Badener (sic) Schluß mit freier Wirtschaft; der Dukatenesel EnBW soll in den Besitz des Landes Baden-Württemberg übergehen; koste es was es wolle.
Welche Kosten da genau auf das Land zu kommen, weiß der MP allerdings nicht so genau. Es käme auch nicht so drauf an, denn der Kaufpreis komme laut CDU-Logik durch die Dividenden ohnehin wieder rein.
Stephan Mappus ist also nicht nur Regierungschef, sondern auch ein Medium, das die Aktienkurse der nächsten Jahre vorhersagen kann.

Überraschungen bei der Kursentwicklung gibt es nämlich nicht. Vor zehn Jahren hatte BW seine Anteile an EnBW an den französischen Energieversorger Electricité de France (EdF) verkauft und will sie nun zurück- Mappus will dafür 41,50 Euro pro Aktie zahlen. Die Gesamtsumme bezifferte Mappus auf 4,67 Milliarden Euro. Kaufpreis und Kaufabwicklung sind für Mappus keine Angelegenheiten, die er mit dem Parlament zu überlassen gedenkt - im Gegenteil; so kurz vor der nächsten Wahl, bei der es nicht als ausgeschlossen gilt, daß er seinen Job verlieren könnte, schiebt er den Milliardendeal - ohne vorherige Ausschreibung - seinem besten Freund zu.

Kritische Fragen betreffen nicht nur den hohen Preis. Interessant ist auch, dass ein Mann den Deal abwickeln durfte, der Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (44) schon lange nahesteht: Dirk Notheis, seit zwei Jahren Deutschland-Chef der US-Investmentbank Morgan Stanley. Der frühere Landesvorsitzende der Jungen Union (JU) aus Ettlingen ist mit 42 Jahren fast ein Altersgenosse von Mappus. Beide sind langjährige Weggefährten, auch privat. Notheis saß mit Gattin auf der Empore im Stuttgarter Landtag, als Mappus am 10. Februar 2010 vereidigt wurde. Er war in der Delegation des Ministerpräsidenten beim Papstbesuch im Sommer. Und er ist Trauzeuge des Ehepaars Mappus. Notheis soll es gewesen sein, der die frühere Bundesgeschäftsführerin der JU, Susanne Verweyen, mit dem damaligen CDU-Aufsteiger aus Pforzheim zusammenbrachte. Notheis soll sich beim damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel dafür eingesetzt haben, dass Mappus 1998 zum Staatssekretär im Umwelt- und Verkehrsministerium befördert wurde. Auch er selbst hätte in der CDU viel werden können, wählte aber die Bankkarriere. Er ist ein großer Netzwerker. Mit Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) war er auf Delegationsreise, als dieser noch Bundeswirtschaftsminister war, bei EnBW-Vorstandschef Hans-Peter Villis sitzt er in einer losen Debattierrunde. Notheis ist einer der engsten finanzpolitischen Berater von Mappus. Er betont stets, sein Partei-Engagement – er ist Beisitzer im CDU-Landesvorstand…
(Gabriele Renz 10.12.10)

Vor dem Stuttgarter Finanzausschuss überraschte der Ministerpräsident gestern mit einer kleinen Aufrundung. Statt 4,67 Milliarden, wird das Land wohl 6 Milliarden - also 1.330.000.000 Euro mehr als vor vier Tagen angekündigt - ausgeben.
Macht ja nichts - bei all den Nullen, verliert der selbsternannte Platzhalter der Konservativen in der CDU schon mal die Orientierung.
Die im Streubesitz befindlichen EnBW-Aktien bekommt man nämlich nicht zu dem Preis, den Mappus sich ausdenkt, sondern muß noch mindestens zehn Prozent drauf legen, damit jemand sie überhaupt verkaufen will.

Und dann natürlich die Nebenkosten.

Zudem fallen sogenannte Erwerbsnebenkosten von weiteren 200 Millionen Euro an, etwa für verschiedene Gebühren, aber auch die Honorare für die Investmentbank Morgan Stanley, die den Rückkauf der EdF-Anteile begleitet. Auch deswegen wird Mappus derzeit von den Oppositionsparteien heftig kritisiert, da Dirk Notheis, der Deutschlandchef von Morgan Stanley, mit ihm seit langem befreundet ist und auch im CDU-Landesvorstand sitzt.
(Dagmar Deckstein,15. Dezember 2010)

Ein Freund, ein guter Freund, ist das beste, das es gibt auf der Welt - wird sich Mappus-Kumpel Notheis angesichts der 200 Mio Euro „Gebühren“ denken, die er so kurz vor der Wahl noch auf Kosten des Steuerzahlers rübergeschoben bekommt.

Nur SPD und Grüne sind zu kleinkariert und wollen nicht mitmachen.
Typisch “Dagegen-Parteien“!!!
Die waren ja auch schon so zimperlich, als Mappus seine Polizei auf Schüler und Rentner eindreschen ließ, um die Bäume im Stuttgarter Schlosspark fällen zu lassen.

Bei der Abstimmung über den Wiedereinstieg des Landes beim Energieversorger EnBW ist es nun im baden-württembergischen Landtag zum Eklat gekommen. Die Fraktionen von SPD und Grünen verließen aus Protest über die Art und Weise der Geschäftsabwicklung geschlossen den Saal. Die Mehrheit der Regierungsfraktionen aus CDU und FDP stimmte dem Kauf zu.
(SZ.de 15.12.2010)

Die Wähler in BW bewerten die CDU derzeit mit 39% mehr als doppelt so stark wie die SPD (18 %)

Nachtrag am 16.12.2010:


Hier ist noch einer, der sich mit großen Zahlen nicht gut auskennt:

5 Kommentare:

QuakediQuak hat gesagt…

Hinzu kommt, dass damit jeder AKW-Gegner mit dem Vorwurf konfrontiert weden kann, dem Land (BW) schweren finanziellen Schaden zuzufügen. Eine Delle im Aktienkurs wäre umso unerfreulicher, weil der Kauf auch noch über Anleihen (http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E067D5F163C384E34A4BE974DCE5C1C
B6~ATpl~Ecommon~Scontent.html) finanziert wird (Aktien auf Kredit - Jippieh). Man stelle sich nur mal vor es gäbe tatsächlich die Möglichkeit für den Bundesrat - auf irgendwelchen verworren Wegen - die Laufzeitverlängerung zu verhindern oder auch nur zu stutzen. Ich weiss, wo ich dann nicht grüner MP sein will.

Beste Grüße

quakediquak

Homer Simpson hat gesagt…

Die da oben machen, was sie wollen. Man veranstaltet eine Scharade in Stuttgart und gräbt wie geplant ein Loch. Unsere Regierung muss aber jedes Jahr hoch Neuverschulden. Aber da, gibt es ja keinen Zusammenhang. Das darf man so nicht sehen.

Wir tun das! Die geben Heute Geld aus, das wir auch Morgen nicht haben. Die Faselei vonwegen Investition und Standortentwicklung blabla...

Wir brauchen kein S21 und auch keine Philharmonie an der Elbe. Wir brauchen weniger Schulden!!!

Da bin ich beruhigt, dass so ein Mappus noch eine fette Rente dafür bekommt. Könnte ja sein, dass er sonst die Folgen seiner Politik zu spüren bekommt.

Und so einen Mappus, den gibt es überall. Das Beispiel aus Hamburg zeigt ja deutlich, was abgeht. Am Ende, geht kein Schwein da hin und sie müssen das Ungetüm wieder abreißen. Denn vermutlich, haben bei der Rentabilitätsprüfung viele Experten der CDU mitgewirkt. Hey, für deren gute Freunde, hat sich der Bau sicher auch gelohnt...

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ QuakediQuak. Man stelle sich vor eines Tages ist wieder eine rotgrüne Bundesregierung in Berlin. Die will dann den Atomaussteig festzurren - und zwar so, daß es nicht wieder schnell wieder geändert werden kann und dann würde der Bundesrat keine Mehrheit dafür zustande bringen, weil der GRÜNE MP aus BW für endlose Laufzeiten ist, da sonst sein Landeshaushalt kollabiert.

@ Homer Simpson. Ob die Bürger es annehmen, oder nicht: Zunächst einmal sind ein paar Leute ganz reich geworden - so wie es in Stuttgart Späths alte Spätzle-connection ist, die die Bauaufträge bekommt, so ist es in Hamburg beispielsweise der Hochtief-Konzern, oder das Architekturbüro Herzog und de Meuron, das bisher schon die Winzigkeit von 58 Millionen Euro (!!!!) Honorar für seinen Entwurf bekommen hat!

http://tammox.blogspot.com/2010/10/grune-windfahnchen.html

LGT

rolandw hat gesagt…

Einspruch: Stefan Mappus isr kein Schwabe, sondern ein Badener (von Schwaben auch gerne abwertend "BADENSER" genannt

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Danke wituschek für die Aufklärung!!!

Da habe ich Nordlicht ja sträflich alles in einen Topf geworfen.

SORRY!

LGT